Das Musikerautograph – Fluch und Segen

Probleme und Chancen für die musikalische Edition

Symposium der Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung zusammen mit dem Staatlichen Institut für Musikforschung Berlin

19.–21. April 2013, Staatliches Institut für Musikforschung, Berlin

Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung

Zum Gedenken an Klaus Döge (1951–2011)

Den Programmflyer können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.

Der Aura eines Komponistenautographs kann sich kein Musikfreund entziehen. Und jeder Herausgeber ist glücklich, wenn er ein Autograph als Quelle zur Verfügung hat. Doch ist die Freude nicht ungetrübt – und dies nicht nur, weil Eigenschriften oft elementare Leseschwierigkeiten bereiten. Ein Autograph zeigt – entgegen einer verbreiteten Vorstellung – nur ausnahmsweise die endgültige Fassung eines Werks. Diese findet sich meist erst in überprüften Abschriften, Originalausgaben oder Korrekturexemplaren. Oft bleibt dabei aber unklar, welche vom Autograph abweichenden Lesarten autorisiert sind und welche gegen den Willen des Autors zustande kamen.

Das Urteil über die Beziehungen der Quellen zueinander, die Schlussfolgerungen zur Werkgenese und die Entscheidung, welches Stadium des Werks letztlich durch die Edition präsentiert werden soll, können je nach Komponist recht unterschiedlich ausfallen. Das Symposium wird an exemplarischen Untersuchungen zeigen, welche Herausforderungen und Lösungen sich daraus in den einzelnen Editionsprojekten ergeben.

Im Rahmen der Tagung findet auch ein Workshop speziell für Studierende über die Interpretation von Autographen statt.

Freitag, 19. April 2013

Michael Struck (Johannes Brahms Gesamtausgabe, Universität Kiel): Einführung

Ulrich Krämer (Arnold Schönberg-Gesamtausgabe, Berlin): Partitur versus Particell. Probleme der handschriftlichen Überlieferung bei Arnold Schönberg

Thomas Ertelt (Staatliches Institut für Musikforschung, Berlin): Das Particell von Alban Bergs Lulu, 3. Akt

Öffentlicher Hauptvortrag:

Reinhard Kapp (Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien): Der aufschreibende Komponist

Samstag, 20. April 2013

Uwe Wolf (Carus-Verlag, Stuttgart): Annäherungen an eines der ganz großen Rätsel: Das Autograph zur h-Moll-Messe von J. S. Bach

Heide Volckmar-Waschk (Joseph Haydn-Institut, Köln): Auf der Jagd nach der authentischen Fassung. Zur Quellenlage von Joseph Haydns Sinfonie Hob. I:73 „La Chasse“

Michael Struck (Johannes Brahms Gesamtausgabe, Universität Kiel) / Kathrin Kirsch (Institut für Musikwissenschaft, Universität Kiel) Werkgenetische Phasen im Schaffen von Johannes Brahms und ihre editorische Bedeutung

            a) Progression und Regression: Vom Quellenwert der Autographe für die Edition Brahms’scher Werke

            b) Korrekturphase – Erprobungsphase. Zur Werkentstehung zwischen Redaktion und Interpretation am Beispiel ausgewählter Korrektur- und Aufführungsabzüge von Johannes Brahms’ Werken

Peter Hauge (Danish Centre for Music Publication, Kopenhagen): Sources, Authenticity, Methodology, and Complete Editions

Daniela Philippi (Institut für Musikwissenschaft, Universität Frankfurt a. M.): Authentisch, autorisiert oder übersehen – Zur Bewertung von Varianten zwischen Autograph und Erstdruck in Antonín Dvoráks Streichquartetten op.105 und op.106

Stefan König (Max-Reger-Institut, Karlsruhe): Überarbeitungsschichten in Max Regers Phantasie und Fuge d-moll für Orgel op. 135b und ihre Deutungen

Helga Lühning (Bonn): Zwiespältige Handschriften. Die Funktion der Autographe zu Fidelio

Gesprächskonzert

Überlegungen zur Frühfassung von Felix Mendelssohn Bartholdys erstem Klaviertrio d-Moll op. 49 oder Die spektakuläre Rettung eines Autographs

            Hyperion-Trio (Hagen Schwarzrock, Klavier; Oliver Kipp, Violine; Katharina Troe, Violoncello)

            Moderation: Salome Reiser

Sonntag, 21. April 2013

Salome Reiser (Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss, München): Schrift und Schriftlichkeit in den Werken von Richard Strauss

Christine Siegert (Universität der Künste, Berlin): Autograph – Autorschaft – Bearbeitung. Überlegungen zu einer Dreiecksbeziehung

 

Round-Table

Autographe lesen

Moderation: Armin Raab (Joseph Haydn-Institut, Köln)

Rahmenprogramm:

Workshop für Studierende

In Verbindung mit dem Symposium findet ein Workshop über Beethovens Handschriften und ihre Botschaften statt (Leitung: Julia Ronge, Jens Dufner, Beethoven-Archiv, Bonn)

Termin: Samstag 13.30–16.30 im Seminarraum des Staatlichen Instituts für Musikforschung.

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