Seit über 60 Jahren leisten die in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen musikwissenschaftlichen Editions- und Forschungsinstitute bzw. -projekte eine auch international beachtete Arbeit. Bei den Gesamt- oder Werkausgaben wird "Denkmalpflege" im eigentlichen Wortsinn geleistet, also ein wesentlicher Beitrag zum Bewahren und Erhalten jener Werke, die zum Kanon der abendländischen Musikkultur gehören und deren Notentexte sie in repräsentativen (heute zunehmend digitalen oder teildigitalen) historisch-kritischen Ausgaben allgemein zugänglich machen.

eroeffnungstafelDie Ergebnisse dieser Arbeit kommen nicht nur der Fachwelt zugute, sondern auch der musikalischen Praxis und damit der Öffentlichkeit insgesamt. Ihre Auswirkungen auf das kulturelle Leben lassen sich an zahlreichen Beispielen eindrucksvoll belegen: sei es die "Entdeckung" bislang unbekannter Werke bedeutender Komponisten, sei es die Bestätigung oder Widerlegung der Autorschaft eines Komponisten für ein bestimmtes Werk. Dagegen ist die Kenntnis und die Vorstellung davon, wie diese Arbeit im Einzelnen aussieht, welche Stufen sie umfasst, auf welche Materialien sie sich stützt und was genau ihre Faszination ausmacht, eher gering.

Dem wollten die unter dem Dach einer eigenständigen Fachgruppe innerhalb der Gesellschaft für Musikforschung zusammengeschlossenen Editionsinstitute mit der gemeinschaftlich erarbeiteten, in dieser Form erstmals realisierten Ausstellung "Klingende Denkmäler: Musikwissenschaftliche Gesamtausgaben in Deutschland" begegnen. Beteiligt waren:

Bach-Institut Göttingen, Beethoven-Gesamtausgabe Bonn, Brahms-Gesamtausgabe Kiel, Hallische Händel-Ausgabe, Haydn-Institut Köln, Hindemith-Institut Frankfurt am Main, Lasso-Gesamtausgabe München, Mendelssohn-Gesamtausgabe Leipzig, Neue Mozart-Ausgabe, Salzburg, Schönberg-Gesamtausgabe Berlin, Schubert-Gesamtausgabe Tübingen, Schumann-Gesamtausgabe Düsseldorf, Telemann-Auswahlausgabe Magdeburg, Wagner-Gesamtausgabe München, Weber- Gesamtausgabe Detmold.

Hinzu kamen weitere Forschungsinstitute, die sich ebenfalls mit der musikalischen Quellenkunde beschäftigen: Bach-Archiv Leipzig, Brahms-Institut Lübeck, Wissenschaftliche Edition des deutschen Kirchenlieds Kassel, Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Schwetzingen, Max-Reger-Institut Karlsruhe, Répertoire International des Sources Musicales (RISM) Frankfurt am Main.

Die Ausstellung, die 25 Tafeln im Format 84*119 cm umfasst und unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Musikforschung stand, hatte das Ziel, einen grundlegenden Einblick in die musikwissenschaftliche Editionstätigkeit in Deutschland zu geben, indem sie die vielfältigen Facetten der editorischen Arbeit auf informative, aber dennoch kurzweilige Weise illustriert: von der Suche nach Quellen über den Umgang mit kaum entzifferbaren Handschriften, die Bewertung von Skizzen und Erstdrucken, die Identifizierung von Schreibern, die Darstellung der Textgenese anhand von Schreibprozessen, das Erfassen von Handschriftentypologien, die Beschreibung von Überlieferungswegen und Publikationsformen, die Erstellung von Werkverzeichnissen und Briefausgaben bis hin zur Erarbeitung von neuen, multimedialen Präsentationsmöglichkeiten. Neben erklärenden Texten wurde dabei besonderer Wert auf die Abbildung von Originalhandschriften gelegt, sodass sich dem Betrachter gleichsam ein Blick durch das Schlüsselloch in die Werkstatt bedeutender Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Joseph Haydn, Paul Hindemith, Orlando di Lasso, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart, Max Reger, Arnold Schönberg, Franz Schubert, Robert Schumann, Richard Wagner und Carl Maria von Weber eröffnet.

Die Ausstellung wurde am 5. Oktober 2005 in der Universitätsbibliothek in München aus Anlass Jahrestagung 2005 der Gesellschaft für Musikforschung eröffnet und war dort bis zum 22. September zu sehen. Seit 2010 ist die Ausstellung dauerhaft im Institut für Musikforschung in Würzburg untergebracht.

Dazu erschienen ist die Broschüre "Klingende Denkmäler. Musikwissenschaftliche Gesamtausgaben in Deutschland", hrsg. von Klaus Döge, Ulrich Krämer und Salome Reiser für die Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung, im Auftrag der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, 2007
ISBN 978-3-00-022346-4

 

Ausstellungsorte und -termine:

  • Universität Leipzig (12. Oktober bis 31. November 2009)
  • Sächsiche Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (9. bis 30. September 2009)
  • Berlin-Brandenburgische Aklademie der Wissenschaften Berlin (bis Ende März 2008)
  • Robert-Schumann-Haus Zwickau (13. April bis 13. Mai 2007)
  • Beethovenhaus Bonn (13. Januar bis 12. April 2007)
  • Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf (10. November bis 21. Dezember 2006)
  • Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (18. Oktober bis 7. November 2006)
  • Foyer der Philharmonie Berlin (9. September bis 13. Oktober 2006)
  • Händel-Haus Halle (14. Juli bis 31. August 2006)
  • Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel (11. Juni bis 9. Juli 2006)

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